Wildökologisches Gesamtkonzept Tirol
- Horst Leitner

- 20Std.
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Zu erwartende, tiefgreifenden Veränderungen des Bergwaldes aufgrund der Klimaveränderung veranlasste das Land Tirol, die Studie "Wildökologisches Gesamtkonzept für die heimischen Schalenwildarten und Raufußhühner in Tirol" in Auftrag zu geben.
Das Land Tirol hat sich zum Ziel gesetzt, eine fundierte Grundlage für die nachhaltige Nutzung und den Schutz alpiner Lebensräume und Wildtiere zu schaffen, woraus forstliche und jagdliche Maßnahmen abgeleitet werden können.
Für die Umsetzung der erarbeiteten Grundlagen und Maßnahmenvorschläge in der Studie ist die Einbindung aller Lebensraumpartner erforderlich.
Der Endbericht wurde vom Tiroler Landtag veröffentlich und ist hier samt den erstellten Leitfäden für die großräumige Abschussplanung, die Rotwildfütterung, sowie die Ausweisung von Ruheflächen zur Verfügung gestellt.


Zusammenfassung der Ergebnisse
Durch die Ausweisung von Wildräumen für Rot-, Stein- und Gamswild wurden große Managementeinheiten geschaffen, auf deren Basis die Abschussplanung, die Beurteilung des Waldzustandes und der Wildgesundheit sowie die Entwicklung der Wildbestände betrachtet werden soll. Insgesamt wurden 17 Rotwild-, 32 Gamswild- und 19 Steinwildräume definiert. Für die Abschussplanung auf Wildraumebene wird die Einführung von Mindest- und Höchstabschüssen vorgeschlagen. Dies soll eine vereinfachte Abschussplanung ermöglichen und zu einer besseren Erfüllung der Abschussvorgaben führen. Zudem wird eine revierübergreifende Abschussplanung empfohlen. Zur Verwaltungsvereinfachung sollen die Abschusszahlen jährlich per Verordnung festgelegt werden.
Für den Umgang mit verjüngungsnotwendigen Waldflächen wurde eine Gebietskulisse mit priorisierten Flächen ausgewiesen. In diesen Bereichen sollen forstliche und jagdliche Vorrangflächen installiert werden, um eine rasche Sicherung der Waldverjüngung zu gewährleisten. Ein entsprechendes Maßnahmenpaket wurde erarbeitet.
Die Evaluierung der Lebensraumkorridore für weit wandernde und Wald bevorzugende Großsäuger bildet einen Grundstein für die Lebensraumvernetzung in Tirol. Sie ist entscheidend für den Erhalt vernetzter Wildpopulationen. Allerdings fehlt derzeit noch die rechtliche Absicherung dieser Korridore in stark genutzten Talräumen. Einige Korridore sind aktuell nicht funktional und müssen durch gezielte Maßnahmen wieder vernetzt werden. Eine gesetzliche Verankerung der Korridore sowie die Kooperation mit Asfinag und ÖBB wird empfohlen.
In geeigneten Lebensräumen wird die Ausweisung von Wildruheflächen empfohlen. Dabei soll die gängige Praxis, solche Flächen nur im Bereich von Rotwildfütterungen auszuweisen, erweitert werden. Besonders wichtig ist eine integrative Vorgehensweise auf Gemeindeebene. Als beispielhaft gilt das Projekt „Bergwelt Tirol – Miteinander Erleben“. Zusätzlich wurde ein Leitfaden zur Ausweisung von Wildruheflächen erarbeitet. Weiters werden Leitfäden für die Auflösung von problembehafteten Wildfütterungen zur Verfügung gestellt.
Das Wildtiermanagement im wildökologischen Gesamtkonzept umfasst somit die Erweiterung von bestehenden Wildruheflächen, sowie die Ausweisung von neuen Ruheflächen in dafür geeigneten Winterlebensräumen, die Ausweisung von forstlichen und jagdlichen Vorrangflächen in dringend verjüngungsnotwendigen Wäldern als auch eine Abschussplanung mit Mindest- und Höchstabschüssen basierend auf Wildraumebene. Die Managementmaßnahmen müssen mittels Monitoring auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Prüfgegenstand sind Waldzustand, Wildbestand und -gesundheit sowie der Erhaltungszustand der Arten. Entsprechend der jeweiligen Ergebnisse aus dem Monitoring sind die Maßnahmen anzupassen bzw. die vereinbarten Ziele neu zu definieren.




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